Meldungen aus dem Landesverband Niedersachsen
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Das Schicksal jüdischer Kriegsgefangener in Osnabrück

Zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert der Volksbund, Bezirksverband Weser-Ems, an das einzigartige Schicksal der jüdischen Kriegsgefangen in Osnabrück.

Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Osnabrück. Volksbund, Bezirksverband Weser-Ems

Mit seinen rund 400 jüdischen Kriegsgefangenen war das Offizierslager VI C zwischen 1940–1945 ein deutschlandweit einzigartiger Ort. Während die Nationalsozialisten ab Oktober 1941 mit den systematischen Deportationen deutscher Jüdinnen und Juden gen Osten ihr Ziel, das Deutsche Reich „judenfrei“ zubekommen immer unnachgiebiger umsetzten, war es den jüdischen Kriegsgefangenen im Lager VI C möglich, ihr Gemeindeleben vergleichsweise frei auszuleben. So konnten sie den Schabbat und andere jüdische Feiertage zelebrieren und in einer Gebetsbaracke ihre Religion praktizieren. Mit Hermann Helfgott, dem späteren Landesrabbiner Niedersachsens, hatten sie sogar einen Militärrabbiner. Starb einer der Kriegsgefangenen, so wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Osnabrück nach jüdischem Ritual beerdigt. Auf dem Friedhof an der Magdalenenstraße (die jüdische Abteilung des Johannisfriedhofs) zeugen die Grabsteine von dieser einzigartigen Geschichte.

Bis heute konnten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht eindeutig klären, wie es zu dieser historischen Ausnahmesituation kommen konnte. Um genau solche offenen Fragen beantworten zu können, engagiert sich der Verein Antikriegsbaracke Atter-Osnabrück e. V. um die Etablierung einer Begegnungsstätte in einer der verbliebenden Baracken (Baracke 35). Neben den jüdischen Kriegsgefangenen lebten rund 6000 weitere Männer aus dem südosteuropäischen Raum im Lager, die meisten von ihnen waren Serben. Diese Schicksale und die Geschichte des Ortes gilt es aufzuarbeiten, zu dokumentieren und zu vermitteln. Der Volksbund im Bezirksverband Weser-Ems freut sich, den Verein zukünftig als Kooperationspartner bei dieser wichtigen Arbeit zu unterstützen. Um mehr zu erfahren und über aktuelle Entwicklungen informiert zu werden klicken Sie hier.