Meldungen aus dem Landesverband Niedersachsen
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Gegen Verdrängen und Vergessen

Einweihung einer Geschichts- und Erinnerungstafel in Badenhausen

Das Grab der unbekannten KZ-Häftlinge mit der neuen Grabplatte und der Geschichts- und Erinnerungstafel

Am 7. April 1945 wurde ein Zug, der KZ-Häftlingen von Northausen nach Bergen-Belsen transportieren sollten, in Badenhausen von alliierten Jagdbombern angegriffen. Der Zug stoppte. Viele Häftlinge nutzten die Gelegenheit zur Flucht. Die Wachmannschaft der SS aber auch Wehrmachtssoldaten, Angehörige des Volkssturms aus Badenhausen und der HJ beteiligten sich an der Verfolgung der flüchtenden Häftlinge. Mehrere von ihnen wurden erschossen, viele wieder festgesetzt und zurück zu dem Zug gebracht.

Die Toten wurden nur oberflächlich verscharrt und drei von ihnen im Sommer 1945 auf den Friedhof in Badenhausen umgebettet. Die später gesetzte Grabplatte transportierte eine Legende: die KZ-Häftlinge seinen „bei einem Luftangriff ums Leben“ gekommen.

Der Heimat- und Geschichtsverein Badenhausen hat nun die Ereignisse rekonstruiert und eine Geschichts- und Erinnerungstafel erarbeitet. Unter der Federführung von Dr. Jörg Leuschner aus dem Vorstand des Vereins wurden Akten im Staatsarchiv Wolfenbüttel ausgewertet, Zeitzeugen befragt und der Text der Tafel erarbeitet.

Bewusst fand die Einweihung am 8. Mai stand, dem Tag der Befreiung von der Diktatur der Nationalsozialisten. Ortsbürgermeister Mario Passauer eröffnete die Veranstaltung, zu der mehr als 50 Personen erschienen waren. Thomas Burgardt, der Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins, betonte in seiner Ansprache, dass die bisherige Inschrift der Grabplatte nicht die Wahrheit wiedergeben habe. Darum sei sie ausgetauscht und in Kooperation mit dem Volksbund die Geschichts- und Erinnerungstafel aufgestellt worden. Man müsse sich den Ereignissen stellen und dürfe sie nicht verdrängen. Walter-Johannes Herrmann, der Vorsitzende des Bezirksverbands Braunschweig, unterstricht diesen Ansatz. Im Erinnern an die Ereignisse der Vergangenheit werde Verantwortung in der Gegenwart übernommen. Zum Abschluss verlass er das Totengedenken.

Das Format „Geschichts- und Erinnerungstafel“ erweist sich auch in Badenhausen als ein besonders wirkungsvolles Instrument, das Kriegsgräber in Lernorte verwandelt. Die Tafel informiert über das Schicksal der Toten, sie verhindert Legendenbildungen und leistet damit einen Beitrag zu einem aufgeklärten Umgang mit der Geschichte von Krieg und Gewalt.