Projekte aus dem Landesverband

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Leerort Kriegsgräberstätte

Hero Janssen

Der auf dem größeren Denkmal der Kriegsgräberstätte aufgeführte Hero Janssen (*16. Dezember 1916, † 7. Juli 1942) verbrachte seine Kinder- und Jugendzeit als zweitältester von vier Brüdern in Leerort. Nach seiner Schulausbildung trat er im April 1931 eine dreijährige Lehre im kaufmännischen Bereich an, die er erfolgreich abschloss. Im August 1935 begann Hero Janssen schließlich seine Tätigkeit als Buchhalter in der Schokoladen- und Zuckerwaren-Großhandlung Johann Geisemeyer, welche er im November 1938 beendete, um seine Militärdienstpflicht zu erfüllen. 

Unmittelbar zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden er und seine drei Brüder zu Kampfhandlungen an der Front eingezogen. Nach überstandenem Polen- und Westfeldzug fiel Hero Janssen am 7. Juni 1942 in den schweren Kämpfen um Sewastopol auf der Krim. Wenige Tage zuvor, am 3. Juni, schrieb er seiner Familie noch, sich „in bester Gesundheit“ zu befinden. Er bedauerte es, den für Juni angedachten Heimaturlaub aufgrund seiner Stellung als „Gruppenführer“ nicht mehr antreten zu können. In diesem war die Heirat mit seiner Verlobten, der ebenfalls aus Leerort stammenden Henni Battermann, angedacht. Der hierfür erforderliche „Heiratserlaubnisschein“ war dem Paar bereits erteilt worden. Aus kostbarer und von ihrem Verlobten zugeschickter weißer Fallschirmseide hatte sich Henni Battermann ihr Hochzeitskleid schon genäht. 

Die Nachricht über den „Heldentod“ Hero Janssens, der „durch Granatsplitter […] so schwer verwundet wurde, daß er gleich darauf seinen Verletzungen erlag“, erhielten die Eltern in einem Brief, der auch über die Grabstelle des Gefallenen auf dem von der Wehrmacht angelegten „Ehrenfriedhof“ auf der Krim informierte. Dieser galt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges lange Zeit als nicht mehr existent. Der Verbleib der sterblichen Überreste Hero Janssens war daher ungewiss. Erst im Jahr 2014 führten erneute Nachforschungen seiner Familienangehörigen zu der Gewissheit, dass Hero Janssen auf dem Soldatenfriedhof Sewastopol-Gontscharnoje eine Gedenkstätte erhalten hat. Hierbei handelt es sich um eine 2001 eingeweihte Grabanlage, auf der mehr als 24.800 deutsche Kriegstote [Stand: 2024], die in der südlichen Ukraine und auf der Krim im Zweiten Weltkrieg gefallen sind, ihre letzte Ruhe fanden.

Karl Jung

Karl Jung, geboren am 9. Dezember 1906, fiel ebenfalls am 24. April 1945 infolge der Angriffe durch die kanadischen Truppen in Leerort. Er war Soldat bei der Marine und zum Kriegsende in Ostfriesland stationiert. Mit der Ehefrau und seinen drei Töchtern lebte Karl Jung in Düsseldorf. Das Haus der Familie befand sich in der Nähe des Hauptbahnhofes und drohte durch Luftangriffe der Alliierten zerstört zu werden. Nach einem Einkauf mit ihren drei Töchtern fand die Ehefrau Karl Jungs das Haus in Trümmern vor. Karl Jung war zu diesem Zeitpunkt bereits eingezogen. Infolgedessen lebte die Familie Jung bei seinen Eltern. Zuletzt sah die Familie ihren Karl während eines Heimaturlaubs. Seine jüngste Tochter Helga, geboren im Jahr 1942, nannte ihn nur „Onkel“, da ihr aufgrund der langen Abwesenheit der Bezug zum Vater fehlte. In Leerort erzählte Karl Jung von seiner jüngsten Tochter und zeigte sich besonders ergriffen darüber, nicht einmal von ihr „Papa“ genannt worden zu sein. 

Bis 1950 fuhren immer wieder Züge mit Soldaten und Kriegsgefangenen in den Düsseldorfer Hauptbahnhof ein. In der Hoffnung, ihren Karl in Empfang nehmen zu können, standen die Ehefrau und jüngste Tochter, welche ein Bild ihres Vaters in den Händen hielt, häufig am Gleis. Erst 1951 erfuhr die Familie vom Tod Karl Jungs. Noch im selben Jahr nahm seine Ehefrau an der Einweihung der Kriegsgräberstätte in Leerort teil. Die Eltern Karl Jungs, bei denen seine Familie fortan lebte und die Töchter behütet aufwuchsen, verloren bereits einen Sohn im Krieg und einen anderen nach schwerer Krankheit.

Literaturhinweise zu Tafel und Homepage

Die in dem Informationstext auf der Tafel und der Homepage dargelegten Zitate sind aus mehreren Briefen und der Chronik des ehemaligen Bürgermeisters Jakobus Janssen entnommen (Privatbestand). Weitere Informationen haben sich aus Gesprächen mit dem Ortchronisten Wilhelm Lange ergeben. 

Außerdem wurde mit folgender Literatur gearbeitet: 

  • Günter Wegmann: Das Kriegsende zwischen Ems und Weser 1945, Osnabrück 2000
  • Dieter Simon: Das Kriegsende 1945 in Leer, Leer 1995

Bildmaterial Tafel

  • Fotos Tafel Spalte 1: Privatchronik zur Einweihung der „Ehrenstätte“ Leerort am 8. Juli 1951
  • Fotos Tafel Spalte 2 und Spalte 4: Das Kriegsende 1945 in Leer, Leer 1995
  • Fotos Biografie Manfred Runkel (Tafel): Privatfotos der Hinterbliebenen Manfred Runkels