Förderer-Workcamp Zimna Woda

Hier ein Bericht unseres Aufenthalts:

Ohne dass dies sich in der Öffentlichkeitsarbeit  bisher erkennbar niedergeschlagen hätte, bietet der Volksbund seit 2007 Workcamps in einer besonderen Organisationsform an.  Sogenannte „Förderer“, zumeist lebensältere Menschen, die der Arbeit des Volksbundes zugetan sind, beteiligen sich an knapp zweiwöchigen intensiven Arbeitseinsätzen auf deutschen Ehrenfriedhöfen im Europäischen Ausland. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer finanzieren Unterkunft und Verpflegung zu einem erheblichen Anteil selbst; Transport und Logistik einschließlich der Fahrer stellt die Bundeswehr; Vorbereitung und Durchführung, Beschaffung von Werkzeug und Baumaterial,
Absprachen vor Ort usw. obliegen dem Volksbund.

Ziel des ersten Workcamps 2018 mit 20 Förderern aus ganz Deutschland war vom 21. Mai bis zum 2. Juni Zimna Woda – früher Kaltenborn – in Masuren. In dieser Gegend tobte vom 17. August bis zum 2. September 1914 die Schlacht am Tannenberg, die in der polnischen Geschichtsschreibung als Masurische Schlacht 1914 bezeichnet wird. Ca. 50 000 deutsche und russische Soldaten fielen, 92000 Russen gingen in Gefangenschaft.
Bemerkenswert ist, dass in dieser Gegend bis heute zahlreiche kleinere deutsche und russische Ehrenfriedhöfe erhalten sind. Und nicht selten sind auf ein und demselben Ehrenfriedhof deutsche und russische Gefallene gemeinsam bestattet, Deutsche in der Regel in Einzelgräbern, Russen Seite an Seite in Kameradengräbern.
Angesichts der Vielzahl und des Alters der Anlagen ist es verständlich, dass der Pflegezustand nach unseren Maßstäben eher niedrig ist – aber es gibt die Anlagen noch und gerade in letzter Zeit wurden sie vielfach auch durch Hinweistafeln kenntlich gemacht.

Ein solcher Ehrenfriedhof war das Objekt unseres Arbeitseinsatzes in Zimna Woda. Eigentlich handelt es sich bei dieser Fläche unweit von Nidzica (Neidenburg) nicht mehr um einen Friedhof, sondern um eine Gedenkstätte. Gräber oder Gräberfelder sind nicht mehr feststellbar. Außerhalb der angelegten und erhaltenen Wege ist auf der offenbar früher vorhandenen Freifläche ein ca. 80 Jahre alter Hochwald gewachsen. Ein aus Feldsteinen gemauertes Ehrenmahl erinnert an die deutschen Gefallenen einer hier aufgeriebenen Artilleriestellung. Eine große Informationstafel an der viel befahrenen Landstraße erinnert an das historische Geschehen und dokumentiert den Lageplan einschließlich der Namen der ehemaligen deutschen Grundstückseigentümer des alten Dorfes Kaltenborn.

Aufgabe war es, die Freifläche von Totholz zu befreien, die Wege zu pflegen und das Ehrenmal zu entkrauten und zu reinigen. Aber insbesondere galt es, einige hundert Meter Umzäunung zu schaffen, bzw. zu ergänzen. Hierzu mussten vor Ort hölzerne Zaunfelder gebaut und an entsprechend einzubringende Holzpfosten montiert werden. Also war der Schwerpunkt der Arbeit tischlern, zimmern, graben, gärtnern. Und zwischendurch galt es auch schon einmal, alte Fundamentreste zu zertrümmern. Und wie fast schon üblich bei den Förderer-Workcamps war die Arbeitsintensität so hoch, dass wir einen Tag früher fertig waren als geplant. Das brachte uns einen zusätzlichen freien Tag in Allenstein ein.

Üblicherweise gehört zu einem Förderworkcamp insbesondere an den arbeitsfreien Tagen des Wochenendes auch ein anspruchsvolles Begleitprogramm. So wurden wir vom Bürgermeister in Nidzica empfangen und hatten Gelegenheit, uns für die freundliche Unterstützung im Vorfeld und bei der Durchführung des Workcamps zu bedanken.
Ein Tagesausflug nach Warschau führte uns in die deutsche Botschaft zu einem sehr interessanten Gespräch mit unserem Militärattaché und einer informativen Stadtführung zur jüngeren Geschichte der polnischen Hauptstadt durch eine in Warschau lebende deutsche Journalistin.
Ein weiterer Tag galt einem geführten Besuch der Ruinen der ehemaligen Wolfsschanze bei Rastenburg.
Und wir hatten Gelegenheit zu einem Informations- und Meinungsaustausch bei Kaffee und Kuchen mit dem Verein der Deutschen Minderheit in Neidenburg, den „Heimatverbliebenen“, wie sie sich selber nennen.

Untergebracht waren wir in der restaurierten und zum Hotel und Restaurant umgebauten ehemaligen Ordensburg in Nidzica/Neidenburg. Dort bestand bei Feierabend reichlich Gelegenheit zur Teambildung über den Arbeitseinsatz hinaus in einer ausgesprochen erfreulich harmonierenden Gruppe von Menschen, die sich vor Beginn der Maßnahme kaum kannten. Dass alles so gut funktionierte und harmonierte war nicht zuletzt ein Verdienst des Leiters des Workcamps, Stabsfeldwebel a.D. Bodo Henze aus Tangermünde.

Den Abschluss des Workcamps bildete eine würdevolle Gedenkstunde am Ehrenmal, das mit einer von einer mitgereisten Steinmetzin geschaffenen Erinnerungstafel ergänzt wurde, auf der nun die durch intensive Internetrecherche ermittelten Namen von sechs der sieben deutschen Gefallenen genannt werden. 37 gefallene russische Soldaten bleiben unbenannt.

Cornelia Fox aus Magdeburg, die erstmals an einem Fördererworkcamp teilnahm, schloss ihre Gedenkrede mit den Worten: „Mögen unsere gewählten Volksvertreter die friedliche Normalität für uns alle mit demokratischen Mittel und diplomatischem Geschick jeden Tag aufs Neue verteidigen. Seien wir wachsam und schützen wir das höchste Gut, das wir haben, den Frieden.“

Bilder und Text: Claus Jähner, Bad Harzburg