Meldungen aus dem Landesverband Niedersachsen
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Einweihung der Geschichts- und Erinnerungstafel auf der Kriegsgräberstätte „An den Pfauenteichen“

Große Anerkennung für die Arbeit der Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Realschule Clausthal-Zellerfeld: „Ein Zeichen der Völkerversöhnung“

Olga Titkova, die Leiterin des Büros für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit bei der russischen Botschaft in Berlin, würdigt die Geschichts- und Erinnerungstafel

An der B 241, am Ortsausgang von Clausthal-Zellerfeld befindet sich eine große Kriegsgräberanlage, auf der 147 Tote ruhen: Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und deren Kinder aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sowie sowjetische Kriegsgefangene. Sie leisteten Zwangsarbeit in der Sprengstofffabrik „Werk Tanne“. Sie starben an den unmenschlichen Arbeitsbedingungen und bei einem Luftangriff.

Bislang gab es keine erklärenden Hinweise zum Ort, zu den Toten und zu den Umständen, unter denen sie starben. Nun haben Schülerinnen und Schüler der Haupt- und Realschule Clausthal-Zellerfeld eine Geschichts- und Erinnerungstafel erarbeitet, die Samstag eingeweiht wurde.

Zu der Einweihung kam auch Olga Titkova, die Leiterin des Büros für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit bei der russischen Botschaft in Berlin. Die Tafel sei „ein Zeichen der Versöhnung zwischen unseren Völkern“. Besonders dankte Frau Titkova Bürgermeisterin Britta Schweigel für die Unterzeichnung der Registerkarte zu der nun vollständigen Gräberliste. Sie werde in die Datenbank www.obd-memorial.ru eingestellt und könne Familien helfen, Klarheit über das Schicksal der in deutscher Gefangenschaft verstorbenen Angehörigen zu bekommen.

Landrat Thomas Brych und der Bezirksvorsitzende Walter-Johannes Herrmann danken den Schülerinnen und Schülern für ihr Engagement. Schulleiter Oliver Bollmann hob den pädagogischen Wert der Arbeit an der Geschichts- und Erinnerungstafel hervor:
„Wie gut es gelingen kann, junge Menschen für ein geschichtliches Thema zu begeistern, sieht man an diesem sehr professionellen Ergebnis! Und es ist eben nicht nur die geschichtsbezogene Begeisterung für das Projekt, sondern hier vor allem auch die menschliche Komponente, die unsere Schülerinnen und Schüler eingefangen hat. So nah dran an unserer Schule sind so unfassbare Dinge geschehen – und wir durften, durch diese Tafel, die Erinnerung daran wieder ans Licht holen: Begriffe wie „Zwangsarbeiter“, „Opfer“, „Massengrab“ waren bislang nur Wörter aus dem Unterricht und aus den Nachrichten dieser Welt, nun sind daraus für unsere Schüler Begriffe geworden mit einer Menge von Informationen und vor allem mit „Bildern im Kopf“, Begriffe mit einer fühlbaren Bedeutung! … dass genau dieses Fühlbare, Erfahrbare nun Konsequenzen für ihr Denken und Handeln mit sich bringen wird, liegt auf der Hand!“

Ein besseres Plädoyer für den pädagogischen Wert von Geschichts- und Erinnerungstafel kann man nicht halten.

Die Haupt- und Realschule Clausthal-Zellerfeld setzt die Zusammenarbeit mit dem Volksbund fort und wird in diesem Schuljahr eine Geschichts- und Erinnerungstafel für den Friedhof in Altenau erarbeiten.
 

Text: Dr. Rainer Bendick, Bildungsreferent
Fotos: Hansjörg Hörseljau