Meldungen aus dem Landesverband Niedersachsen
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Internationaler Austausch, Geschichte und gelebte Politik

Zwei spannende Wochen Workcamp in Osnabrück sind vorbei

*english version below*

Alp, 16 Jahre alt, aus der Türkei:
„Mir gefällt das Projekt und dass wir etwas über die Geschichte von Deutschland und der Welt lernen. Das Projekt war eine einmalige Erfahrung. Zum Beispiel werde ich wahrscheinlich nie wieder auf einer Kriegsgräberstätte arbeiten. Es war sehr interessant. Mir hat auch die Simulation gefallen und dass ich gelernt habe, wie Regierungen arbeiten und internationale Regionen miteinander kommunizieren.“

Anya, 16 Jahre alt, aus Wales:
„Es hat sehr viel Spaß gemacht. Ich habe tolle Beziehungen zu allen geknüpft und viele neue Erfahrungen gemacht. Es war auch interessant, einen neuen Teil der Welt zu sehen und eine neue Perspektive zu gewinnen.“

Dies sind Stimmen aus dem internationalen Workcamp „Peace of Westphalia: learn from the past, negotiate for the future“ das vom 15. bis 28. Juli in Osnabrück stattfand. Anya und Alp, die hier auf die Frage „Wie gefällt dir das Projekt?“, antworten sind zwei von 16 Teilnehmenden aus Großbritannien, Italien, Polen, der Türkei und Deutschland die sich in den letzten zwei Wochen intensiv mit den folgenden Fragen auseinandergesetzt haben:

Was bedeutet Frieden?
Wie kommt Frieden zustande?
Wer verhandelt ihn?
Und wie kann er langfristig erhalten werden?

Das Workcamp war Teil des Jubiläumsprogramms der Stadt Osnabrück zum 375. Jahrestag des Westfälischen Friedens. Die Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren nahmen an Workshops zum 30-jährigen Krieg teil und erforschten das Thema des historischen Friedensvertrages durch Stadtführungen, Museumsbesuche und interaktive Seminare.

Mit „Spurensuche Osnabrück“ auf der Kriegsgräberstätte

Der Besuch der Kriegsgräberstätte „Heger Friedhof“ in Osnabrück führte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Schrecken des Zweiten Weltkrieges vor Augen: über 1.500 Kriegstote und Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft sind hier auf sechs Ehrenfeldern bestattet. Darunter auch zahlreiche ausländische Kriegsgefangene, Zwangsarbeiterinnen und ihre Kinder, Zwangsarbeiter sowie KZ-Häftlinge – sie stammten aus der ehemaligen Sowjetunion, den Niederlanden, Polen, Belgien und vielen anderen Ländern. Viele von ihnen überlebten die miserablen Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Lagern nicht oder starben bei den Bombenangriffen auf die Stadt, denen sie oft schutzlos ausgeliefert waren.

In den Gräberfeldern I und II wurden deutsche Soldaten, Reichsbahner und Zivilisten – Frauen, Männer und Kinder – bestattet. Sie starben in Osnabrücker und anderen Lazaretten, fielen bei den Kämpfen in und um Osnabrück Anfang April 1945 oder kamen bei den schweren Bombenangriffen auf die Stadt 1943–1945 ums Leben.

In Zusammenarbeit mit dem Verein Spurensuche Osnabrück e. V. rekonstruierten die Jugendlichen die tatsächlichen Standorte falsch positionierter Grabsteine. Sie halfen bei der Vermessung der richtigen Position und setzten zahlreiche Grabsteine neu.

Heger Friedhof/Osnabrück

POL&IS – Planspiel „Politik und Internationale Sicherheit“

Die Teilnehmenden des Workcamps beschäftigten sich nicht nur mit vergangenen Kriegen, sondern setzten sich auch mit aktuellen Konflikten und den drängenden Fragen unserer Zeit auseinander. Gemeinsam mit Jugendlichen des internationalen Workcamps aus Münster das zeitgleich unter dem Motto „Build Peace! – A diplomatic simulation game“ stattfand nahmen sie, begleitet von Jugendoffizierinnen und -offizieren der Bundeswehr, an dem diplomatischen Planspiel POL&IS teil.

Drei Tage lang schlüpften sie in der interaktiven Simulation nach vorgegebenen Regeln in die Rollen verschiedener Akteure der internationalen Politik (zum Beispiel Regierende, Vertreterinnen und Vertreter der Vereinten Nationen, der Weltpresse oder ausgewählter Nichtregierungsorganisationen). So konnten sie ein Verständnis dafür entwickeln, wie Staaten versuchen, Krisen und Konflikte zu lösen, und sich mit Themen wie Energiepolitik, Menschenrechten, Umweltschutz, Ressourcenknappheit und Entwicklungshilfe auseinandersetzen.

Im Planspiel geht es nicht primär um die Lösung globaler Probleme an sich, sondern um die Entwicklung eines Bewusstseins für internationale Abhängigkeiten und Zusammenhänge. Es bietet die Möglichkeit, soziale Kompetenzen zu trainieren. Die Teilnehmenden sollen lernen, Probleme im Team anzugehen, auf andere einzugehen und gemeinsam Lösungen zu finden. Dazu müssen sie ihre Ideen und Ergebnisse austauschen – zum Beispiel auf Konferenzen, durch Regierungserklärungen oder Pressemitteilungen.

Für die Jugendlichen ging es darum, ihre eigenen Ideen und Vorstellungen so zu präsentieren, dass sie von der Mehrheit verstanden und akzeptiert werden konnten. Sie übten das freie Sprechen vor Publikum zu ungewohnten Themen, waren gefordert, ihre Aussagen jederzeit gegenüber ihren Mitspielerinnen und Mitspielern verteidigen zu können – und konnten dabei auch ihre Sprachkenntnisse verbessern: Gemeinsame Camp-Sprache war Englisch.

Olivia, 17 Jahre alt, aus Rumänien:
„Ich habe mehr darüber gelernt, wie man in einem Team arbeitet und mit Menschen aus anderen Teilen der Welt kommuniziert, vor allem auf Englisch. Ich habe meine Kommunikations- und Sprachkenntnisse verbessert, die ich später in vielen Jobs gebrauchen kann. Ich habe auch viel über Frieden und Geschichte gelernt.”

POL&IS

Zu Gast im Osnabrücker Rathaus

Am Tag vor der Abreise folgten die Teilnehmenden der beiden Workcamps noch einer Einladung der Bürgermeisterin Eva-Maria Westermann zu einem Empfang im Osnabrücker Rathaus. Mit dabei war auch Burkhard Jasper, stellvertretender Landesvorsitzender des Volksbundes in Niedersachsen.

Die Teamleiterin des Workcamps in Münster, Anne Rudolf, beschrieb in ihrer Rede die intensive Auseinandersetzung der Jugendlichen mit der europäischen Geschichte in den vergangenen zwei Wochen. Ganz im Sinne des Grundgedankens der Volksbund-Workcamps – das Arbeit für den Frieden heißt, Verständigung und Austausch zwischen den Menschen zu fördern – zog sie folgendes Resümee: „Doch wie auch während den Friedensverhandlungen im Westfälischen Frieden ist es auch der informelle Austausch, abseits von Politik und Medien, der die Jugendlichen zusammenbringt und Vertrauen schafft, gemeinsame Spiele, Musik oder einfach nur abends zusammenzusitzen. Trotz sprachlicher und kultureller Unterschiede sind so in den letzten zwei Wochen und über Landesgrenzen hinweg neue Freundschaften entstanden.

Empfang im Rathaus

Auf Wiedersehen, kommt gut nach Hause!

Nach zwei Wochen des Austausches, des gemeinsamen Erlebens und Lernens und einer intensiven Zeit stellte unser Team einigen Jugendlichen die Frage: „Würdest du nächstes Jahr wieder an einem Camp teilnehmen?“ und erhielt von Max und Giovanni folgende Antworten:

Max, 16 Jahre alt, aus Spanien:
„Ja, weil die internationale Begegnung spannend ist und man viel über andere Kulturen lernt.“

17, Giovanni, Italien:
„Ja, weil dies eine der besten Erfahrungen meines Lebens war. Die Beziehung zu allen, den Teilnehmenden und dem Team, war großartig. Ich mochte die Vielfalt der Dinge, die wir während unseres Aufenthalts hier unternommen haben.“

Auch wir würden uns freuen euch im nächsten Jahr wiederzusehen!

Kooperationspartner

Wir danken der Stadt Osnabrück, dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMSFJ) sowie dem WCIA (Welsh Centre for International Affairs) für finanzielle Unterstützung des Workcamps. Kooperationspartner war das Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK). Das Planspiel POL&IS wurde in Kooperation mit der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg durchgeführt.

International exchange, history and lived politics Two exciting weeks of work camp in Osnabrück are over

Two exciting weeks of work camp in Osnabrück are over

Alp, 16 years old, from Turkey:
I like the project and that we learn about the history of Germany and the world. The project was a once in a lifetime experience. For example, I probably won’t ever work on a war cemetery again. It was interesting. I also liked the simulation and to learn how governments work and international regions communicate.

Anya, 16 years old, from Wales:
It has been very fun. I made great relationships with everyone and lots of new experiences. It was also interesting to see a new part of the world and to gain a new perspective.

These are voices from the international work camp “Peace of Westphalia: learn from the past, negotiate for the future” which took place in Osnabrück from 15 to 28 July. Anya and Alp, who are answering the question “How do you like the project?”, are two of 16 participants from Great Britain, Italy, Poland, Turkey and Germany who have been working intensively on the following questions over the last two weeks:

What does peace mean?
How does peace come about?
Who negotiates it?
And how can it be maintained in the long term?

The work camp was part of the anniversary programme of the city of Osnabrück for the 375th anniversary of the Peace of Westphalia. The young people aged 15 to 19 took part in workshops on the 30-year war and explored the topic of the historic peace treaty through city tours, museum visits and interactive seminars.

With “Spurensuche Osnabrück” at the war gravesite

The visit to the war gravesite “Heger Friedhof” in Osnabrück brought the horrors of the Second World War home to the participants: over 1,500 war dead and victims of National Socialist tyranny are buried here on six fields of honour. Among them were numerous foreign prisoners of war, forced labourers and their children, forced labourers as well as concentration camp prisoners – they came from the former Soviet Union, the Netherlands, Poland, Belgium and many other countries. Many of them did not survive the miserable living and working conditions in the camps or died in the bombing raids on the city, to which they were often defenceless.

German soldiers, Reich railway workers and civilians – women, men and children – were buried in cemeteries I and II. They died in military hospitals in Osnabrück and elsewhere, fell in the fighting in and around Osnabrück at the beginning of April 1945 or were killed in the heavy bombing raids on the city in 1943–1945.

In cooperation with the Verein Spurensuche Osnabrück e. V., the young people reconstructed the actual locations of incorrectly positioned gravestones. They helped to measure the correct position and repositioned numerous gravestones.

POL&IS – Simulation Game “Politics and International Security”

The participants of the work camp not only dealt with past wars, but also with current conflicts and the urgent questions of our time. Together with young people from the international work camp from Münster, which took place at the same time under the motto “Build Peace! – A diplomatic simulation game”, they took part in the diplomatic simulation game POL&IS, accompanied by youth officers of the Bundeswehr.

For three days, they slipped into the roles of different actors in international politics (for example, governments, representatives of the United Nations, the world press or selected non-governmental organisations) in the interactive simulation according to predefined rules. In this way, they were able to develop an understanding of how states try to solve crises and conflicts and deal with topics such as energy policy, human rights, environmental protection, scarcity of resources and development aid.

The simulation game is not primarily about solving global problems per se, but about developing an awareness of international dependencies and interrelationships. It offers the opportunity to train social skills. The participants should learn to tackle problems in a team, to respond to others and to find solutions together. To do this, they have to exchange their ideas and results – for example at conferences, through government statements or press releases.

For the young people, it was a matter of presenting their own ideas and concepts in a way that they could be understood and accepted by the majority. They practiced speaking freely in front of an audience on unfamiliar topics, were required to be able to defend their statements at any time to their and were also able to improve their language skills: The common camp language was English.

Olivia, 17 years old, from Romania:
I learned more about working in a team and communicating with people from other parts of the world, epically in English. I improved communication and language skills, which I can use later as lots of jobs ask for that. I also learned a lot about peace and history.

Guest at Osnabrück City Hall

On the day before their departure, the participants of the two work camps accepted an invitation from the mayor of Osnabrück, Eva-Maria Westermann, to a reception in Osnabrück's town hall. Burkhard Jasper, Deputy Chairman of the Volksbund in Lower Saxony, was also present.

In her speech, the team leader of the work camp in Münster, Anne Rudolf, described the young people's intensive examination of European history over the past two weeks. In keeping with the basic idea of the Volksbund work camps – that working for peace means promoting understanding and exchange between people – she summed up as follows: “But as during the peace negotiations in the Peace of Westphalia, it is also the informal exchange, away from politics and the media, that brings the young people together and builds trust, playing games together, music or simply sitting together in the evening. Despite linguistic and cultural differences, new friendships have been formed over the past two weeks and across national borders.

Goodbye, come home safe!

After two weeks of exchanging, experiencing and learning together and having an intense time, our team asked some young people the question: “Would you participate in a camp again next year?” and received the following answers from Max and Giovanni:

Max, 16 years old, from Spain:
Yes, because the international encounter is exciting and you learn a lot about other cultures.

17, Giovanni, Italy:
Yes, because this was one of the best experiences of my life. The relationship with everyone, the participants and instructors was great. I liked the diversity of things that we did when we were here.

We would also be happy to see you again next year!

Cooperation partners

We would like to thank the City of Osnabrück, the Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth (BMSFJ) and the WCIA (Welsh Centre for International Affairs) for financial support of the work camp. The cooperation partner was the Peace Research Institute Frankfurt (HSFK). The POL&IS simulation game was conducted in cooperation with Helmut Schmidt University/University of the Federal Armed Forces Hamburg.